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Der Nestbeschmutzer
Kategorie Studentenleben
Ausgabe SoSe07 - 5
Autor Folko Damm

Studentenleben - Von Analoganschlüssen und Tarifumstellungen

Irgendwann trifft es halt jeden. Diese Erfahrung mache ich seit Anfang Dezember letzten Jahres und die „Lehrstunde“ läuft immer noch, ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Wovon ist die Rede? Ärger mit einem großen deutschen Telekommunikationsanbieter ist das Stichwort. Ja, seht ihr, jetzt klingelt’s doch, oder nicht? Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, damit ganz allein zu sein.

Eigentlich fing es alles ganz harmlos an: In unserer Dreier-WG fiel irgendwann der – längst überfällige – Entschluss, die Telefon- und Internetbegebenheiten aus der gefühlten Steinzeit langsam mal auf ein advanced level zu hieven. Flugs einen günstigen Anbieter ausgeguckt, das „Internettelefonie“-Paket bestellt und eine Woche später erhalten. Jetzt hieß es nur noch, den alten ISDN-Anschluss von der Telekom auf analog umrüsten lassen und auf den preiswertesten T-Net-Call-Plus-Tarif umsteigen, wie mir geheißen wurde. Im Grunde ja kein Akt, sollte man meinen. Anruf bei der Service-Hotline Anfang Dezember. Resultat: „Alles klar, ihr Auftrag wird ausgeführt. Sie bekommen in den nächsten Tagen noch ein Bestätigungsschreiben, in dem der Termin für die Freischaltung ihres neuen Analoganschlusses genannt wird.“ Klasse, jetzt geht alles ganz schnell!

Drei Wochen und knapp 20 vergebliche Briefkasten-Checks später erneuter Anruf mit dem – entsprechend der vorweihnachtlich-friedlich-toleranten Grundhaltung – wohlwollenden Gedanken: „Einfach mal vergewissern, ob der Auftrag entgegengenommen wurde.“ Das Ergebnis fiel leider negativ aus, und es wäre mehr als geflunkert, wenn ich behaupten würde, ich hätte das nicht erwartet.

Neues Jahr, neues Glück und siehe da – am 9. Januar rief mich ein freundlicher Kundenbetreuer an: „Guten Morgen Herr Damm, Sie interessieren sich also für unseren Tarif Call & Surf Comfort Plus mit Festnetz- und Internet-Flat mit DSL 16000!“ Verhältnismäßig schnell konnte ich dem morgendlichen Anrufer dann doch verklickern, dass ich lediglich erst seit fünf Wochen auf die simple Freischaltung eines Analoganschlusses und eine Tarifumstellung durch seinen Arbeitgeber warte... Seine Reaktion zog mir fast die Schuhe aus, die ich noch gar nicht angezogen hatte: „Okay, na dann, das ist ja gar kein Problem, ab acht Uhr morgen früh können sie den neuen Anschluss nutzen. Da muss wohl ein Missverständnis unsererseits vorliegen, tut mir Leid.“

Angesichts solch guter neuer Nachrichten verzieh ich im gönnerhaft – und fing an, nach Herzenslust zu surfen und zu telefonieren. Die Ernüchterung ließ aber nicht lange auf sich warten, nur bis zur nächsten Telekom-Rechnung. Die Summe überstieg die erwarteten Kosten um das Doppelte! Grund? Richtig, keine Spur von Tarifänderung, immer noch der alte, horrend teure ISDN-Vertrag. Also doch Querelen, war ja klar. Aber was nun tun? Wieder in so einem lustigen Call-Center anrufen, wo einem ja eh nie jemand etwas definitiv und verbindlich erklären oder bestätigen kann? Nee, also T-Punkt, von Angesicht zu Angesicht ist das Berater-Kunden-Verhältnis ja auch gleich mal viel vertrauensvoller. Frohen Mutes suchte ich also eine der Braunschweiger Niederlassungen auf und schilderte einer jungen Mitarbeiterin mein Problem. Ich hatte teilweise ernsthaft Mühe, mich von ihrem mitleidigen Blick nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Nachdem sie mir in Ruhe zugehört hatte, gab sie mir einen tollen Ratschlag und schob eine Begründung hinterher, die einem Offenbarungseid für die Kundenbetreuung der Telekom und einem Akt gröbster Nestbeschmutzung gleich kam. „Ich rate jedem Kunden, erst zu uns zu kommen. Denn was in unseren Call-Centern an Aufträgen liegen bleibt oder verschlampt wird, ist unglaublich.“ Na, da fühlte ich mich doch gleich besser, weil so gut verstanden, aber was blieb unterm Strich? Die „Nestbeschmutzerin“ (hier positiv zu verstehen) schrieb eine interne Aufforderung zur schnellen Bearbeitung des – nun schon zwei Monate alten – Auftrages. Mehr könne sie da jetzt auch nicht machen. Das war Mitte Februar, geändert hat sich seitdem nichts, die Rechnungen fallen nach wie vor zu hoch aus. Aber vielleicht kann ich ja von dem Geld, das mir die Telekom für nicht erbrachte Leistungen abzieht, Ende des Jahres schön in Urlaub fahren. Wenn ich es denn rückerstattet kriegen sollte, versteht sich. Aber so blöd, das anzunehmen, kann ja eigentlich auch keiner sein. Am Abend meines Beschwerde-Tages guckte ich übrigens „Hallo Niedersachsen“ im NDR. Die haben da so eine nette Ratgeber-Rubrik. Diesmal ging es – mehr Ironie geht für mich kaum – um Menschen, die genau wie ich Ärger mit einem großen deutschen Telekommunikationsanbieter haben. Jetzt weiß ich: Ich bin nicht allein, wie mir geht es noch rund 1000 anderen Niedersachsen. Zwar keine Lösung, aber ein kleiner Trost.

Folko Damm