Menu:

Kategorien


Internationales
BUZe kontrovers
Feuilleton
Studentische Initiativen
Im Gespräch mit...
Politik
Sonstiges
Aus den Fakultäten
Rezensionen
Regionales
Editoriale
Buschlinger ist sauer
Studentenleben
Der Nestbeschmutzer
Kategorie Internationales
Ausgabe WS0607 - 3
Autor Fabio Reinhardt

Auch mal über den Tellerrand schauen: Studentenfestivals in Mittelosteuropa

Sie tragen so abenteuerliche Namen wie ISFiT, EWE und GrISTuF. Sie nennen sich Festivals, Konferenzen, Tagungen, Events und die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie sollen interkulturellen Austausch unter Studenten fördern – und dabei den Spaß nicht zu kurz kommen lassen. Mit der in den Köpfen der Menschen wachsenden Wahrnehmung der Auswirkungen der Globalisierung, wächst auch der Wunsch, diese durch eigenes Handeln und Engegament zu lenken. In der EU findet jüngst eine Rückbesinnung auf die gemeinsame Identität und gemeinsame Kultur statt. Gleichzeitig wächst in der jungen Generation das Interesse, benachbarte Kulturen kennenzulernen und zu erleben. Auslandsaufenthalte und -praktika sind für Studenten längst zur Regel statt zur Ausnahme geworden. Dementsprechend sinnvoll ist das Anliegen, diesen Austausch durch zusätzliche Ideen und Initiativen zu fördern. Eine Möglichkeit dieser Initiativen sind die internationalen Studentenfestivals, deren Bedeutung erkannt zu haben die EU durch hohe jährliche Förderungssummen deutlich macht. In vielen Ländern Europas gibt es bereits Events dieser Art. Die erste vergleichbare Veranstaltung dieser Art, die „European week“ in Paris, wurde bereits 1960 organisiert. Doch besonders in Osteuropa scheint es viel aufzuholen zu geben, der Tatendrang in diese Richtung ist dementsprechend ungebremst. Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts sind dort bereits Dutzende an Festivals entstanden. Sei es nun in der Ukraine oder Slowenien, in Polen, der Slowakei oder in Rumänien. An vielen Orten dieser Region gibt es bereits die Möglichkeit, günstig ein paar Tage in internationaler Atmospähre zu verbringen. Und jährlich kommen neue hinzu.

Eines dieser internationalen Festivals ist ICWiP. Beheimatet ist es in der südungarischen Stadt Pécs, etwa 1,5 Autostunden vom Plattensee entfernt, kurz vor der kroatischen Grenze. Pécs, zu deutsch Fünfkirchen, welches auch Partneruniversität der TU Braunschweig ist und allein im Wintersemester fünf Studenten in die Löwenstadt entsendet, hat es geschafft, sich den Titel zu sichern, den Braunschweig so sehr begehrte. Es wird 2010 zusammen mit Essen und Istanbul Kulturhauptstadt Europas. Durch eine starke und innovative Bewerbung konnte sich die 150.000 Einwohnerstadt gegen ihre Konkurrenz, allen voran den Giganten Budapest durchsetzen. Die „International Culture Week in Pécs“ bot 2006 unter dem Titel „INherit 2 INnovate“ bereits zum zehnten Mal jungen Menschen die Chance, sich zu beschnuppern und Erfahrungen auszutauschen. Während man morgens die Möglichkeit hat, sich Vorträge anzuhören, wird am Nachmittag in Workshops zu einem bestimmten Thema gearbeitet, das am Ende des Festivals der ganzen Gruppe präsentiert werden soll. Davon will jedoch am Abend keiner der Teilnehmer mehr etwas wissen. Durch die internationalen Bands, die extra für das Festival anreisen und die, einem bestimmten Motto oder Nation gewidmeten, täglichen Partys wird garantiert, dass auch der Spaß- und Urlabsfaktor nicht zu kurz kommen. Eine umfangreiche Vorfinanzierung, unter andererm durch die EU-Fördergelder, ermöglichen ICWiP einen sehr geringen Unkostenbeitrag von nur 100 € von den Teilnehmern zu verlangen. Ein Betrag, der sogar noch geringer ausfällt, wenn man sich frühzeitig anmeldet und das Geld überweist. Üblicherweise schließen die Anmeldungen etwa 6 Wochen vor Beginn des Festivals.

BUZe traf sich in Pécs zu einem Interview mit Nóra Cvikli, der Konferenzleiterin von ICWiP, um sich über die Hintergründe und Eigenheiten der europäischen Festivals zu informieren. Zuerst lag natürlich die Frage nahe, warum Studenten ihre Ferien nicht einfach am Strand genießen oder für den Lebenslauf eventuell relevantere Praktika absolvieren sollten. Cvikli erklärte dazu, der wichtigste Grund für das Besuchen eines der Studentenfestivals sei das Erleben der Vielfaltigkeit der verschiedenen Nationen der Teilnehmer von überall auf der Welt. Wenn man sich den anderen öffne, könne man vieles von deren Kultur lernen und dadurch toleranter und weltoffener werden, dabei natürlich auch Vorurteile abbauen. Außerdem, so die Organisatorin, könne man dort auch wichtige Kontakte knüpfen, die den weiteren Karriereverlauf nicht unwesentlich beeinflussen könnten. Durch die Workshops und Vorträge gebe es außerdem Vieles zu lernen und zu erfahren, durch das man sich weiterentwickeln könne.

Eine große Hilfe für das Organisieren und das Bekanntmachen des Events sei das Sorce-Netzwerk, dessen Mitglieder sich gegenseitig mit Wissen und Know-how unterstützen. Sorce steht für „Students ORganizing Conventions Everywhere“. Die Festivals treffen sich jährlich in Maribor, um Erfahrungen auszutauschen und Projekte zu planen. Die Webseite des Netzwerkes, die auch eine gute Übersicht über die teilnehmenden Fastivals bietet, lautet www.sorce.info. Alle Sorce-Festivals, so die Konferenzleiterin, würden entweder durch Jugend-NGOs oder Universitäten organisiert, bzw. direkt durch studentische Vereinigungen wie die Festivals in Ilmenau und Maribor. ICWiP gehöre zur Gruppe der Ersteren; die SIEN Foundation (student international education network) ist für die Orgnisation des Events zuständig. Auf die Frage nach der Überzahl der Teilnehmerländer aus dem zentral-östlichen Teil Europas und ob dieses mit der EU-Erweiterung 2005 zu tun habe, wiegelte Cvikli ab. Eine Ausweitung auf England und Frankreich sei in Planung und das Netzwerk habe bereits Fühler ausgestreckt. Überhaupt habe jedes Festival sein eigenes Flair, ihre große Gemeinsamkeit, ihr Ziel, junge Menschen verschiedener Nationen zusammenzubringen, sei jedoch bei allen das selbe und verbinde sie miteinander. ICWiP allerdings steche besonders durch seine langwährenden, bereits zehnjährigen Kontakte und Erfahrungen hervor, die einen reibungslosen Ablauf garantieren. Dafür, dass in der kulturreichen und balkannahen Stadt viel zu erleben ist, spricht auch die über zweitausendjährige Geschichte, die auch und besonders von deutschen Siedlern geprägt ist, so hat hier etwa jeder fünfte Bewohner deutsche Vorfahren.

Im Gegensatz dazu sind einige andere Events noch ziemliche Frischlinge. ISWIB zum Besipiel, das neueste Festival in der Sorce-Riege, das vom 28. Juni bis zum 5. Juli in Belgrad stattfand, wurde erst dieses Jahr aus der Taufe gehoben. Auch in Kroatien soll es bald eine Konferenz geben. Das ESWiC getaufte Projekt soll eine Mischung aus einem eher informativen Teil in Zagreb und einem eher erholsamen Teil direkt an der kroatischen Küste bestehen. Um einen ersten Termin zu nennen, ist es jedoch noch zu früh. Erst 2005 begann die erste Planung für das, hauptsächlich von der Universität Zagreb finanzierte Festival; 2006 trat es dann dem Sorce-Netzwerk bei.

Für alle diejenigen, die jetzt Lust bekommen haben, an ICWiP oder einem anderen Sorce-Festival teilzunehmen, folgt hier eine Liste der nächsten geplanten Events.

Fabio Reinhardt

 



16. - 25. Februar 2007 ISFIT Trondheim (Norwegen) www.isfit.org
26. - 30. März 2007 EWE Eindhoven (Niederlande) www.europeanweek.org
01. - 10. Juni 2007 ISWI Ilmenau (Deutschland) http://iswi.org
19. - 29. July 2007 ICWiP Pécs (Ungarn) www.icwip.hu