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Ausgabe SoSe06 - 1
Autor Fabio Reinhardt

Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild“ ist der kreative Titel einer der letzten Promi-Biografien, auf die Deutschland gewartet hat. Dabei wäre „Wie ich zu Gina Wild wurde“ vielleicht sogar ein noch treffenderer Titel gewesen; denn Michaela Schaffrath, geborene Jänke, geht in ihrer 2001 erschienen Vita wirklich nur auf ihren rein sexuellen Lebensweg ein.

Während ihr mit anderen Biografien, wie denen von Dieter Bohlen oder Bill Clinton gemein ist, dass man sie des Sex wegen kauft, lässt sie im Unterschied zu diesen andere Themen wie Musik oder Politik weitgehend aus.

So beginnt die Geschichte der kleinen Michaela als Pummelchen im Windschatten ihrer selbstbewussten, gleichnamigen Freundin, die ihr immer die Jungs wegschnappt. Aus einer normalen, bürgerlichen Famile stammend, beginnt sie alsbald eine brave Karriere als Kinderkrankenschwester. Als jedoch ihr Mann Axel eines Tages Pornofilme mit nach Hause bringt, ändert sich alles.

Erst einmal reagiert die biedere Michaela natürlich erschrocken. Doch weil ihr die Sache nach dem soundsovielten(!) Film langsam Spaß zu machen beginnt, beschließt sie auch selbst aktiv zu werden. Nachdem sie gleich erstmal erfolgreich den Pizzaboten zu verführt (allerdings erst beim zweiten Anlauf) und noch ein lesbisches Erlebnis per Telefonkontakt hat, ist die weitere Karriere vorgezeichnet. Als sie abgenommen, sich Kontaktlinsen zugelegt, die Haare gefärbt und die Brüste vergrößert hat, ist Michaela bereit für die Pornofilm-Karriere. Nur ein Name fehlt noch. Deutsch muss er sein. Tina Wild wird fallengelassen zugunsten von Gina. Aufgrund des schöner geschwungenen Gs auf den Autogrammkarten.

Fortan werden Filme gedreht und gegenüber Verwandten, die sie der Prostitution verdächtigen erklärt: „Nutten machen das für Geld, ich mache es aus Lust und Leidenschaft.“

Nachdem sie sich im Jahre 2000, nach nur zwei Jahren, aus der Profi-Pornobranche zurückzieht, berichtet sie ausführlich über ihr erfolgreiches Promiboxen gegen Doro Pech. Auch im angezogenen Zustand darf Michaela, die jetzt auch wieder Michaela heißt, in einigen Filmen mitspielen. So zum Beispiel in dem noch nicht veröffentlichten Film „Nick Knatterton“.

Lesenswert macht die Biografie hauptsächlich die naive Art und Weise, mit der das Buch geschrieben wurde. Wem das gefällt, der sollte sich aber besser gleich das 2003 erschienene Hörbuch kaufen. Nicht nur die Unfähigkeit das Sch oder englische Wörter zu sprechen, sondern auch ihre ungezwungene, sympathische Erzählweise und die Musik, die vermutlich von dem gleichen Komponisten stammt wie bei ihren Nacktfilmen begeistern den, seichte Unterhaltung suchenden, Zuhörer.

Und so schließt die Geschichte mit der tiefsinnigen Sentenz: „Ich weiß nicht genau, ob Gott wollte, dass ich Pornostar werde. Ich glaube schon.“ Ich dagegen bin mir vollkommen sicher. Es war die richtige Entscheidung, Michaela.

Fabio Reinhardt