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Kategorie Aus den Fakultäten
Ausgabe SoSe06 - 1
Autor Martin Haim

Sozialwissenschaftler unterwegs im Siegfriedviertel - TU erforscht neben Satelliten auch die Braunschweiger Bürger

Das Siegfriedviertel – Siebeneinhalbtausend Menschen leben hier, im Norden Braunschweigs. Das Viertel gilt als überaltert, Senioren und ältere Mitmenschen prägen das Bild. Doch ist das Viertel deshalb verschlafen?

Einblick könnte das im Wintersemester 2005/06 durchgeführte Lehr- und Forschungsprojekt des Instituts für Sozialwissenschaften geben. Unter der Leitung von Sabine Köhne-Finster führten 23 Studenten zusammen mit dem Sozialreferat der Stadt eine Untersuchung mit dem Titel „Bürgerbeteiligung im Siegfriedviertel“ durch. Ziel war es, etwas über die „Bewohner vor der Haustür“ zu erfahren, so Köhne-Finster, nach den sozialen Millieus im Viertel zu fragen und zu erfahren, ob Begegnungen zwischen ihnen stattfinden. Interesse an der Millieu-Mischung hatten unter anderem auch Vertreter der Stadt und Baugenossenschaften, welche im Viertel eine große Anzahl an Wohnungen vermieten.

Rund 850 Haushalte wurden mit Fragebögen versorgt, der Arbeitsaufwand war für die Beteiligten hoch. Kommilitonin Ulrike Burghardt sagt, der Aufwand sei nicht in Semesterwochenstunden messbar, „das Seminar ist aufwendig, aber super!“ Das Projekt war von vornherein natürlich auch als Lehrprojekt für Sozialwissenschaftler gedacht, denn das wissenschaftliche Auswerten von 600 mehrseitigen Fragebögen stellt eine praktische Anwendung der Sozialwissenschaften dar. Da Statistik und Empirie am besten durch Anwendung erlernbar seien, so Köhne-Finster, wurde es Zeit, das Fach der empirischen Sozialforschung an der TU mit Leben zu füllen und so den Studenten näherzubringen.

Auch die Bewohner des Siegfriedviertels nahmen die Umfrage größtenteils positiv auf, nahmen sich Zeit für den umfangreichen Fragebogen. Das Forschungsprojekt brachte es sogar auf die Lokalseite der Braunschweiger Zeitung, jedoch nicht in die Rubrik „Campus“, welche wohl eher technischen Themen vorbehalten zu sein scheint.

Die Ergebnisse des Projekts sind umfangreich, einige Stichpunkte sind aber besonders interessant: Wenn sie die Wahl hätten, würden 79% der Befragten wieder ins Siegfrieviertel ziehen, nur 21% eher nicht. Der stellenweise schlechte Ruf des Viertels scheint also unbegründet, denn auch Lage, Infrastruktur und Einkaufmöglichkeiten wurden von den Befragten als Pluspunkte ihres Stadtteils genannt. Problematisch sehen die Einwohner vor allem soziale Randgruppen, Trinker, Hooligans und Jugendliche. Interessant ist ebenfalls, dass die sozialen Kontakte im Viertel anscheinend vor allem unter älteren Bewohnern zustande kommen.

Alle Ergebnisse des Forschungsprojektes sind veröffentlicht in der „Blauen Reihe“ des Intistuts für Sozialwissenschaften, in der schon 60 vorheriger Forschungsberichte erschienen, unter dem Titel: „Das Siegfriedviertel in Braunschweig. Eine sozialräumliche Betrachtung“.