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Kategorie Feuilleton
Ausgabe WS0708 - 7
Autor Folko Damm

Is‘ schon wieder Viertel Nach?

Imagewandel einer Kult-Kneipe

 

Für nicht Wenige war es ein mittelschwerer Schock, als sie gegen Ende des letzten Jahres die Nachricht von der Schließung des „Viertel Nach“ ereilte. 25 Jahre lang hatte die Kneipe im Bültenweg Müßiggänger und Nachtschwärmer beherbergt und sich so etwas wie Kult-Status erarbeitet. Ab Januar 2007 sollte es das alles plötzlich nicht mehr geben. Im Frühjahr dann die frohe Kunde: Das „Viertel Nach“ öffnet wieder seine Pforten!

Unter der Federführung der Geschwister Tommaso Nigro und Lucia Fiore entstand ein neues Bistro mit altem Namen, das am 20. Mai eingeweiht wurde und bald halbjähriges Bestehen feiert. Dies allerdings keineswegs im Gewand und auch nicht mit dem abgewetzten Charme des Vorgängers.

„Daran wollten wir auch gar nicht anknüpfen“, sagt Tommaso Nigro, Student der Versorgungstechnik an der TU und seit Jahren in der Gastronomie tätig. „Wir wollen unser eigenes Ding machen.“ Und das sieht man dem neuen „Viertel nach“ deutlich an. Dicht gedrängte Holzstühle wurden durch geräumig angeordnete Ledersessel ersetzt, das gesamte Interieur erstrahlt im neuen Glanz – eher Lounge als Studi-Kneipe, möchte man meinen. Das zahlt sich aus, wie Nigro erklärt: „Wir haben außer Studenten auch viel älteres Publikum. Es ist ein guter Mix. Aber Hauptsache ist, die Leute sind hier und fühlen sich wohl.“

Für Nigro ist der gute Publikumszuspruch eine Honorierung der harten Arbeit, die die Neueröffnung erforderte. „Es macht mir einfach Spaß. Ich habe mich schon immer gerne unterhalten und muss mir Nettigkeit nicht aufzwingen. Ich gehe in der Arbeit auf.“ Als Gläsersammler in der damaligen Braunschweiger Disco „Velvet“ sammelte Nigro als Jugendlicher erste Erfahrungen in der Gastronomie – unter den strengen Augen der großen Schwester Lucia, mit der er sich Mitte März entschloss, das „Viertel Nach“ zu übernehmen.

Heute sind beide Hauptgeschäftsführer, Nigro hat sein Studium vorerst „auf Eis gelegt“. „Ich habe von Lucia gelernt zu arbeiten. Das hat sich gut eingespielt“, sagt Nigro über das Arbeitsverhältnis zu seiner 14 Jahre älteren Schwester.

Die aufwändige Renovierung und Umgestaltung haben sich aus beider Sicht gelohnt, obwohl teilweise 19-Stunden-Tage zu Beginn an Nerven und Kräften zehrten.

Und nicht nur die Arbeitsbelastung. Querelen wegen der Namensnutzung mit dem Vormieter erschwerten den Start. Es kam zur Gerichtsverhandlung, Mitte Juni erfolgte der Urteilsspruch, der Nigro und Lucia Fiore die Verwendung des Namens „Viertel Nach“ gestattete. „Ich finde es schade, wie es gelaufen ist. Ich wollte nie Stress haben“, bedauert Nigro die Umstände, ist aber froh, dass zu seinen Gunsten entschieden wurde. „Ich finde den Namen originell. Er passt ins Viertel, deshalb wollte ich ihn behalten. Wäre alles so einfach gewesen, hätten wir den Namen auch gewechselt. Aber es fängt bei der Folie für die Aufhängung des Namens an und geht beim Druck der Speisekarten weiter.“ Vieles hat sich verändert im „Viertel Nach“, aber zumindest der Name ist geblieben. Nigro betont noch einmal: „Es sollte keine Weiterführung des alten Ladens sein. Unser Ziel war, dass viele Leute kommen und zufrieden sind.“ Und das schafft das neue „Viertel nach“ sicher ebenso wie das alte.

Folko Damm