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Der Nestbeschmutzer
Kategorie Der Nestbeschmutzer
Ausgabe SoSe07 - 5
Autor Axel Klingenberg

Der Nestbeschmutzer V - Böse Menschen spielen meist nicht besonders gute Musik

Im ersten Teil dieser Kolumne sprach ich leichtfertig davon, irgendwann über meine zehn Lieblingsplatten zu schreiben, die ich vorgebe in den warmen und windigen Wochen des Winters hören zu wollen. Das werde ich natürlich nicht tun – täte ich es, würde es sowieso niemand lesen. Marcel Reich-Ranicki, berühmter mehrfacher Gewinner des alljährlichen Vorlesewettbewerbs der Volksbank Suderwittingen, hat nämlich mal ziemlich zeitgleich zwei Bücher veröffentlicht. Eines mit den Rezensionen, in denen er Bücher gelobt hat, ein anderes mit den Texten, in denen er Bücher verrissen hat. Nicht schwer zu erraten, welches davon ein Bestseller wurde. So will auch ich nicht über die wunderbaren und großartigen Platten sprechen, die das Leben so lebenswert machen und davor bewahren, ein Irrtum zu sein, wie es der lebenslustige Lebemann Friedrich „Fritze“ Nietzsche mal übermütig formuliert hat, während er im Garten der Villa Wahnfried zu den Klängen seines Meister Richard „Ritchie“ Wagners fröhlich lachend Purzelbäume schlug. Tun wir also so, als wäre das Leben ein Popliteratur-Roman und legen wir eine Liste der schlechtesten Platten an, die sich in meinem Besitz befinden.

10. Manowar: Battle Hymns Manowar ist eine True Metal-Band. Dieses Genre haben sie extra für sich erfunden, denn sie sind die einzigen, die wissen, was Heavy Metal in Wirklichkeit bedeutet: nämlich Ledertangas tragen, Steroide schlucken, damit die Oberarme wachsen wie aufgeblasene Luftballons, nackte, gemalte Ischen aufs Cover prummeln und Texte singen wie: „Woman kiss my ass“ (aus: „Pleasure Slave“). Einen Plattenvertrag haben sie mal mit dem eigenen Blut unterschrieben und als sie einen neuen Schlagzeuger bekamen, überreichten sie ihm medienwirksam die „Drums of Doom“ seines Vorgängers. Sein eigenes Schlagwerk ließen sie in Flammen aufgehen. Außerdem sind sie die Erfinder des „Sign of the hammer“, bei dem eine Hand das Handgelenk der anderen umschließt, die mit geballter Faust über den Kopf erhoben wird. Auch ich ließ mich mal bei einem Konzert dazu hinreißen, mit Tausenden anderen Fans dieses Grußzeichen zu machen. Das nehme ich ihnen heute noch übel. Tiefenpsychologen wissen dieses Zeichen natürlich zu deuten – wer seinen Arm selbst streichelt, sehnt sich in Wirklichkeit nach Liebe, Zuwendung und Anerkennung. Um letzteres zu bekommen haben sie sich auch bestätigen lassen, dass sie die lauteste Band der Welt sind. So steht es im Guinness-Buch der Rekorde. Besonders albern ist übrigens der muskelbepackte Adler auf dem Cover.

9. Der durstige Mann: Himmel & Hölle Der durstige Mann war ein gemeinsames Projekt des Punks Eric Hysteric (der bürgerlich Erich Knodt heißt, was erklärt, warum manche Leute sich Künstlernamen zulegen) und dem rechten Skinhead Markus Monoton. Auf der Platte findet sich angeblich mit „Little child“ ein Beatles-Cover und mit „Monoton’s Traum“ wurde das Schnarchen des Herrn Monoton aufgenommen. Wäre ich Wiglaf Droste oder Karl Kraus würde schon alleine das falsch gesetzte Apostroph ausreichen, um mich ein Klagelied über die Minderwertigkeit dieses Tonträgers im Besonderen und die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen anstimmen zu lassen. Ich habe auch keine Ahnung, ob wirklich ein Schnarchen aufgenommen wurde. Zu hören ist auf der ganzen Platte eigentlich nur ein mieses fieses Rauschen. Aber ein Songtitel wie „Faul, versoffen + fett“ lässt vermuten, dass es gar nicht so schlimm ist, manchmal nichts zu verstehen. Definitiv die Platte mit dem schlechtesten Sound aller Zeiten. Dafür ist ein Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde fällig.

8. Killer Fox: Going under Kennt jemand noch den Plattenversand Malibu? Bei dem habe ich Ende der 80er Jahre monatlich an die 200,- Mark gelassen. Pleite gegangen sind sie trotzdem. Besonders erheiternd waren ihre Sonderangebote. Nun gut, manchmal waren da wirklich echte Schnäppchen dabei, aber meistens war es katastrophal, was einem da so geboten wurde. Besonders Killer Fox waren echte Kings of Trash. Die Musiker waren ähnlich geschminkt und gekleidet wie die berühmten Kiss – aber qualitativ wurden sie von jeder Keller-Band übertroffen. Erschienen ist die Platte dann auch noch bei Metal Enterprises, die mit den Böhsen Onkelz groß geworden sind, um später vollends auf Rechtsrock umzusatteln. Auch hier empfehle ich einen Eintrag im Guinness-Buch – für das schlechteste abgekupferte Outfit.

7. Predator: Easy Prey Auch so ein Malibu-Ramschangebot. Auf dem Cover ist ein Mann in einem kunstvoll zerfetzten T-Shirt und mit Strumpf über den Kopf zu sehen, der an einem Strand einer heißen Blondine im Tiger-Bikini auflauert. Auf der Rückseite trägt er sie dann über seiner Schulter. Ähnlich niveauvoll ist auch die Musik. Hier reicht es noch nicht einmal für das Guinness-Buch, obwohl sie in der Kategorie „Dämlichstes Cover“ nahe dran sind. Aber es gibt noch viel schlechtere...

Schluss für heute! Schalten Sie auch das nächste Mal wieder ein, wenn es heißt: „Mach doch mal einer diesen Scheiß aus!“

Axel Klingenberg

www.axel-klingenberg.de